Techniken zur Ausarbeitung eines Ideenkunstwerkes

Keine Imitation

Der amerikanische Arzt, Psychiater und Autor Frederick Flach weist darauf hin, dass der kreative Akt nicht etwas ist, das aus dem Nichts entsteht. Vielmehr ordnet er bereits vorhandene Fakten, Ideen und Systeme neu und kombiniert sie miteinander.

Heute sind Imitation und Arbitrage für Gründer weniger geeignet. Warum? Weil die Information nicht nur Ihnen zur Verfügung steht. Sie ist public knowledge, also allen zugänglich. Durch die schnelle Verbreitung von Marktpreisen etwa im Internet, durch internationale Trendscouts, die für große Firmen Marktchancen aufspüren, und hohe Budgets, die Topplayer in die Imitation erfolgreicher Geschäftsmodelle stecken, werden andere meist schneller als Sie sein. Während Sie noch konzipieren und an Ihrer Website basteln, bietet ein riesiger Konkurrent mit geballter Marktmacht das gleiche Produkt bereits an. Sie können die Großen durchaus angreifen, aber nicht auf den Feldern der Arbitrage oder Imitation.

Potenzial in Vorhandenem entdecken

Erfolgreiche Ideenkunstwerke sind oft innovativ, ohne etwas Neues zu erfinden - das Neue liegt in der Neu-Komposition. Bereits Schumpeter unterschied zwischen Erfindungen und Innovationen. Große Erfindungen seien oft für lange Zeit nicht marktreif, noch mit kleinen Fehlern behaftet, scheiterten daher leicht im ersten Anlauf, weil sie technisch nicht ausgereift sind, würden in ihrer Bedeutung nicht erkannt oder würden vom Publikum nicht akzeptiert. Erfolgreiche Unternehmer seien daher in aller Regel nicht Erfinder, sondern Innovatoren. Sie griffen auf bereits Existierendes zurück.

Die wahre Entdeckung besteht nicht darin, Neuland zu finden, sondern die Dinge mit neuen Augen zu sehen.
- Marcel Proust

Funktion statt Konvention

Es verspricht Erfolg, wenn ich alles, was ich vorfinde, zunächst - bis zum Beweis des Gegenteils - als Konvention ansehe. Ich sehe mir die Abläufe an, völlig respektlos, und frage, ob das, was gestern noch als vernünftig erschien, heute nicht einfacher, mit moderneren Mitteln organisiert werden kann. Ich überlege also nicht, an welcher Stelle ich eine Dienstleistung oder ein Produkt vielleicht ein wenig billiger, besser, effizienter, intelligenter oder umweltverträglicher machen kann, sondern ich stelle den ganzen Prozess radikal infrage, fange also grundsätzlich neu an zu denken, wie man unter heutigen Gegebenheiten die Funktionen organisieren könnte.

Bei dieser Technik ist Ihre Chance gerade dann am höchsten, wenn wir in einem Feld ein Anfänger und noch nicht betriebsblind sind. Funktion statt Konvention erfordert keine großen Vorkenntnisse, sondern lediglich eine gewisse Stringenz im Denken sowie sachliche Respektlosigkeit vor dem Gewachsenen.

Einfachheit ist ein gutes Prinzip. Komplexität ist der Feind des Unternehmers. Wenn Sie glauben, „Weglassen“ und „Einfachheit“ seien zu schlicht, zu wenig eindrucksvoll, so gar nicht grandios - denken Sie an den Satz von Leonardo: „In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung.“

Vorhandenes neu kombinieren

„Think ceramic“, sagt Thijs Nel, Künstler in Magaliesberg bei Johannesburg. Sein Gebiet ist die Töpferei. Die Slums seiner Umgebung vor Augen, kam ihm die Idee, wie man bessere Häuser bauen könnte. Traditionell fertigen die Bewohner des südafrikanischen Township ihre Häuser aus Lehm; die Wände werden mit Stöcken und Zweigen verstärkt. Wenn die Termiten aber das Holz fressen, entstehen in den Wänden herrliche Wasserkanäle und die Häuser halten im regnerischen Wetter nicht lange.

Nels unternehmerische Idee kann man so beschreiben: Stellen Sie sich eine Tasse vor. Stellen Sie die Tasse auf den Kopf. Lassen Sie die Tasse in Gedanken größer und größer werden. Dann denken Sie sich Löcher in diese Tasse. Nennen Sie die Tasse jetzt „Haus“.

Diese hausgroße Tasse mit Öffnungen als Fenster muss nun gebrannt werden. Wie andere Töpferwaren auch, in einem Feuer, das eine hohe Temperatur erzeugt. Das Feuer kann als Dorffest organisiert werden. Das Ergebnis ist ein Haus, das weitaus haltbarer ist als die bisherigen Hütten, aber trotzdem kaum teurer.

Mehr als nur eine Funktion erfüllen

Ich habe einen Workshop zum Thema Öffnungszeiten gemacht, in dem die Teilnehmer unvoreingenommen über Doppelnutzungen von Schulen nachdachten: Was kann man in Schulen noch veranstalten? Stadtteilzentren?

Mehr als nur eine Funktion zu bedienen hat schlagende ökonomische Vorteile: Sie müssen keinen Raum bauen, ausstatten, beleuchten, heizen - es kommt hier nur auf Ihre Fantasie an.

Probleme als Chance verstehen

Probleme sind ein wunderbarer Aufhänger, um Ideen zu ihrer Lösung zu entwickeln. Für Anfänger: Während sich die meisten Menschen ärgern, wenn es zu regnen anfängt, sagt der Entrepreneur: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um Regenschirme zu verkaufen. Für Fortgeschrittene: Als die Berliner Mauer fiel, gab es die sogenannten Mauerspechte. Sie versuchten, sich Andenken aus dem Beton zu schlagen. Die meisten Hämmer taugten dafür nur wenig. Was braucht man wirklich? Meißel. Meißel zu verkaufen wurde zum Bombengeschäft.

Arbeit in Spaß und Unterhaltung verwandeln

Wir erinnern uns an die Geschichte von Tom Sawyer, dem Titelhelden des 1876 erschienenen Romans von Mark Twain. Tom wird eines Tages von seiner Tante Polly dazu verdonnert, den hauseigenen Zaun zu streichen - und das ausgerechnet an einem wunderschönen Samstag, an dem alle seine Freunde schwimmen gehen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen….

Visionen Wirklichkeit werden lassen

Leider erleben nicht alle Visionäre, dass ihre Ideen noch zu ihren Lebzeiten zu erfolgreichen Unternehmen werden. Aber einige schaffen es. Die vermutlich berühmteste Anekdote ist die eines jungen Mannes, der 18 Jahre lang eine Pferdekutsche mittels Benzinexplosionen zum kontrollierten Laufen bewegen wollte. Der Mann reiht Fehlschlag an Fehlschlag.

1903 nimmt er an einem Autorennen teil, und erreicht das Ziel, was damals keineswegs selbstverständlich war. Erst von da an wird man auf ihn aufmerksam. Der Name unseres Helden: Henry Ford.