Ein eigenes Ideenkonzept entwickeln
Herkömmliches in Frage stellen
Unsere neue Liebesaffäre beginnt ganz risikolos. Wir brauchen nichts zu investieren, keine Durststrecken durchzustehen oder lange Arbeitszeiten hinter uns zu bringen. Es beginnt damit, dass wir uns Gedanken bewusst machen, die wir längst schon hatten. Was ärgert mich an manchen Produkten? „Ärger ist eine große Quelle von Energie“, sagt Anita Roddick.
Was fehlt mir oder meinen Kunden? Könnte man bestimmte Dinge nicht einfacher, besser, preiswerter machen? Was würde ich gern mit anderen zusammen unternehmen (FM-Connect.com?)?
Wer kreativ tätig ist, in egal welchem Feld, der weiß, dass die besten Ideen oft in der Klausur entstehen - insbesondere dann, wenn kein bestehendes Puzzle zusammengesetzt, sondern ein neues Puzzle ausgedacht werden soll.
Etwas Originäres entsteht oft erst vor einem leeren Blatt. Gänzlich neue Ideen entstehen also eher nicht, wenn man drei erfahrene Ingenieure drei Stunden zusammensetzt. Sie haben zwar sicher jede Menge Ideen, bewegen sich aber, um nicht zu sagen sind gefangen, in ihrem Wissen und den Konventionen, die zu ihrer Umgebung Sinn machen. Neues entsteht eher dort, wo Herkömmliches radikal in Frage gestellt wird.
Erfindungen und Innovationen unterscheiden
Sie klingen ähnlich, im Englischen als inventions und innovations noch mehr als im Deutschen, und scheinen eng miteinander zu tun zu haben. Viele Menschen glauben, dass am Beginn einer unternehmerischen Erfolgsgeschichte eine Erfindung stehen muss. „Der Rest“ sei dann nur noch eine Frage der“ Umsetzung“. Diese Betrachtungsweise scheint naheliegend, ist aber hochgefährlich. Wahrscheinlich gibt es in der Geschichte von Unternehmensgründungen mehr Fälle vom Scheitern Erfolg versprechender, aber unausgereifter Ideen, als es erfolgreiche Gründungen gibt.
Ideenkunstwerke von Business Administration un
Eine zweite Differenzierung ist noch wichtiger. Wir entnehmen sie dem angelsächsischen Sprachraum. Er grenzt entrepreneurship ab von business administration. Während der letztere Begriff die Bewältigung der Unternehmensaufgaben unter den mehr organisatorischen und verwaltenden Aspekten beschreibt, lenkt uns der Begriff „Entrepreneurship“ auf die eher kreativen, innovativen Teile einer Unternehmensentwicklung. Diese Unterscheidung findet sich im Deutschen nicht.
Das liegt daran, dass in dem Begriff „ Unternehmer „ (oder Unternehmertum), wenn man genau hinsieht, drei sehr unterschiedliche Funktionen stecken:
- die Eigentumsfunktion (wem das Unternehmen gehört),
- die Managementfunktion (wie das Unternehmen geschäftlich geleitet wird),
- die innovative Funktion (mit welchem Konzept das Unternehmen gegründet und weiterentwickelt wird).
Es lohnt sich, hier genau zu differenzieren, weil diese Aufgaben höchst verschieden sind, und in der modernen Welt arbeitsteilig angegangen werden können. Wir verwirren also mehr als wir klären, wenn wir mit dem Begriff“ Unternehmer“ operieren.
Mit welcher Idee, mit welchem Konzept kann ich mich gegen die etablierten Marktteilnehmer, behaupten?
Es fehlten durchdachte und ausgereifte unternehmerische Konzepte. Eine Fähigkeit allein ist noch kein ausreichendes Konzept für eine Unternehmensentwicklung.
Fähigkeiten oder Technologien sind Rohmaterial
Sind Fähigkeiten oder neue Technologien hinreichende Inputs, auf deren Grundlagen es nur noch einer kaufmännischen Umsetzung bedarf? Ausschlaggebend ist nicht die Qualität einer Fähigkeit oder Technologie, sondern ihre Akzeptanz im Markt.
Das notwendige Bindeglied zwischen einer Fähigkeit, einem Forschungsergebnis oder einer neuen Technologie auf der einen Seite und dem wirtschaftlichen Erfolg im Markt auf der anderen ist das unternehmerische Konzept. Es ist das entscheidende Gelenkstück zwischen Forschungs- und Marktorientierung.
Das Ideenkunstwerk ist also nicht die betriebswirtschaftliche Umsetzung. Verlangt sind: Gespür für gesellschaftliche Veränderungen, Sensibilität für Marktentwicklung. Es braucht, um es populär und drastisch auszudrücken, „Trüffelschweine“ , braucht Nase und Intuition. Fähigkeiten oder neue Technologien sind Rohmaterial.
Heute ist der Engpass nicht mehr die Fähigkeit, sondern die Nachfrage. Man spricht daher von nachfrage orientierten Märkten. Unter solchen Marktbedingungen liegt die entscheidende Aufgabe darin, die Psychologie der Märkte und ihre Veränderungen richtig einzuschätzen, mit raschem technologischem Wandel umzugehen und ein Konzept zu entwickeln, das in solch schwierigem Umfeld Aussicht auf Bestand hat.
Was ein unternehmerisches Konzept leisten muss
An das Ideenkunstwerk müssen wir hohe Anforderungen stellen, weil es eine ganze Reihe von Problemen für uns lösen muss:
- klare Marktvorteile herausarbeiten
- einen Vorsprung vor Imitatoren sichern
- vor technologischer Obsoleszenz schützen
- vor wirtschaftlicher Obsoleszenz schützen
- den Finanzierungsaufwand minimieren d
- das Marketing muss integraler Bestandteil des Ideenkunstwerkes werden
Das erste und wichtigste Kriterium ist, dass das Ideenkonzept Marktvorteile gegenüber den etablierten Konkurrenten aufweist. Betriebswirtschaftler kennen die unique selling proposition, das Alleinstellungsmerkmal, mit dem Sie im Markt auftreten sollten. Es geht aber um mehr. Eine Geschäftsmodell hat Erfolgschancen, je größer dieser Marktvorteil ist. Es lohnt also, so lange an der Architektur unseres Ideenkunstwerkes zu tüfteln, bis ein erheblicher Marktvorteil herausgearbeitet werden kann.
Je geringer der Finanzierungsaufwand ist, den unser Ideenkunstwerk erfordert, desto besser für uns. Nicht nur ersparen wir uns die vielen Canossa-Gänge zu Banken und anderen Kapitalgebern.
Gleiches gilt für das Marketing. Die Fragen, wie Ihr Marketing funktionieren soll, gehört zu den Aufgaben in Ihrem Ideenkonzept. Als Grundsatz können wir formulieren: Je ausgefallener die Idee ist, desto größer sind Ihre Chancen, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Schrägheit ist in Sachen Marketing ein positiver Faktor. Wie muss mein Marktvorteil aussehen, damit das Marketing leichtfällt? Unsere Idee vor allem entscheidet mit darüber, wie erfolgreich unser Marketing sein kann. Das Marketing entsteht bei der Entwicklung des Konzepts, darf nicht erst im Nachhinein hinzugefügt werden. Marketing ist integraler Bestandteil eines guten Konzepts. Nicht: Wir haben ein Produkt - ja, wie verkaufen wir es denn jetzt?
Wirklich exzellent wird unser Ideenkonzept, wenn es gelingt, drei weitere Prinzipien bei der Ausarbeitung des Ideen-Puzzles zu befolgen.
Am Puzzle arbeiten
Ein gutes Ideenkonzept ist das Ergebnis eines Suchprozesses ähnlich dem Experimentieren und Zusammenfügen eines Puzzles. Der Prozess ist einer Komposition vergleichbar, an der so lange gearbeitet wird, bis alles „stimmig“ ist und jeder „falsche Ton“ eliminiert ist.
Gibt es eine Garantie dafür, dass wir eine Problemlösung finden? Nein. Aber was ist die Alternative? Dass wir gleich resignieren und uns damit der Chance endgültig berauben, vielleicht doch noch eine Lösung zu finden? Wie lange soll man durchhalten? Meine Antwort: Halten Sie durch, schließlich kostet es Sie nichts, einen Gedanken in Ihrem Hinterkopf halb bewusst aufzubewahren und von Zeit zu Zeit nachzusehen, wie er aussah.
Ein Ideenkunstwerk schaffen
Gute Ideenkunstwerke sind etwas, was man in der Literatur als plain style bezeichnen würde - man strafft, simplifiziert und fragt so lange nach der Substanz eines Textes, bis man jedes überflüssige Wort eliminiert hat. Übertragen auf die Ökonomie heißt das, Arbeitskraft, Kapital, Energie, Materialien oder Transportwege zu sparen. Ein gutes Entrepreneurial Design hat die Chance wie gute Literatur, gute Kunst oder gute Musik: Oft überzeugt es durch Einfachheit und Klarheit.
In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung.
- Leonardo da Vinci
Für Designer ist in ihrem Berufsverständnis Orientierung am Nutzer selbstverständlich. Das Design ist in diesem Sinne die Verbindung zwischen dem Objekt und dem Nutzer. Diese Figur lässt sich sehr stimmig auf unser Problem übertragen.
Die Aufgabe, ein gutes Ideenkunstwerk auszuarbeiten, endet nicht mit der Gründung. Selbst ein hervorragendes Geschätsmodell ist kein Ruhekissen. Marktsituationen verändern sich, neue technologische Entwicklungen treten auf - daher ist die Arbeit am Geschäftsmodell eine permanente Aufgabe, der wir uns dauerhaft stellen müssen. Das Ideenkunstwerk ist unser zuverlässigster und wichtigster Partner für den Erfolg Ihres Unternehmens.
Heute sind Geschäftsmodelle möglich, die nicht von Kapital und Technologie, sondern von der Kreativität und den Ideen ihrer Unternehmer geprägt sind.